„Where are you going, sunshine?”
Sie sind spärlich gesät, diese Filme, die sich wohltuend von der vormals noch so beliebten Teenie-Slasher-Generation abwenden und gänzlich anders an die Sache rangehen. Auch wenn die Geschichten zum Teil vor allem bei der finalen Auflösung nicht selten etwas konstruiert wirken und die letztlich recht gradlinigen Stories mit Müh und Not auf 90 Minuten ausgewalzt werden, einen all jene Filme meistens zwei das Gesamtprodukt gehörig aufwertende Elemente: zum einen unverbrauchte Schauspieler, zum anderen zumindest interessant präsentierte Ideen.
So ist auch der hier vorliegende
„THE RETURN“ kein weiterer Vertreter à la „
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ [1997], sondern schlägt eine komplett andere Richtung ein. Ausgangspunkt ist ein Ereignis in der Vergangenheit, nach dem die junge Joanna (Sarah Michelle „Buffy“ Gellar) wiederholt von Psychose-ähnlichen Visionen, in denen sie ein Unbekannter mit schweren Stiefeln verfolgt, heimgesucht wird. Joanna zog die Konsequenzen aus den schrecklichen Visionen und versuchte, ihre Vergangenheit durch das Verlassen ihrer Heimat Texas hinter sich zu lassen. Jahre später führt ein Arbeitsauftrag sie zurück nach Texas, und schon ist die Vergangenheit wieder dabei, ihre Klauen auszufahren. Angefangen bei den ausartenden Stalkingve
rsuchen ihres Ex-Freundes Kurt (Adam Scott), nehmen plötzlich auch die Visionen und Anfälle in fast unerträglichen Dosen Überhand. Durch Zufall lernt Joanna den geheimnisumwitterten Terry Stahl (Peter O´Brien) kennen, der genau wie sie selbst an einer unschönen Vergangenheit zu laborieren scheint. Nach und nach erkennt die von Visionen Geplagte, dass ihre Anfälle auf irgendeine Weise mit dem schrecklichen Mord an Terrys Frau Michelle (Kate Beahan) verbunden sind. Und so soll es wahrlich nicht lange dauern, bis sich die schweren Stiefel des Verfolgers in ihren Eingebungen auch in der Realität an ihre Fersen heften...
Sarah Michelle Gellar scheint ein regelrechtes Faible für Mystery-Schocker entwickelt zu haben. Nach Auftritten in den recht erfolgreichen, aber nicht sonderlich mitreißenden Remakes der japanischen Ju-on-Reihe („The Grudge - Der Fluch“ [2004], „Der Fluch – The Grudge 2“ [2006]), die zwar durchweg solide, aber nicht bahnbrechend waren, wirkt ihre Performance in
Asif Kapadias Thriller fast wie ein Quantensprung. Der Film kommt während seiner sowieso schon recht knapp bemessenen Spielzeit von nicht einmal 85 Minuten ohne viel gesprochenes Wort aus, transportiert viel über die Mimik der Charaktere und deren Verhaltensweisen. Gerade das intensive Spiel der jungen Schauspielerin ist es im Endeffekt auch, das den Film im Nachhinein aufwertet. Ein flüchtiger Blick, ein verschreckter Gesichtsausdruck – Gellars Performance passt einfach, man
liest in ihr wie in einem dicken, facettenreichen Buch, so dass man ihr die von Visionen Geplagte und arg Gebeutelte zu jeder Zeit abnimmt. So findet die Tatsache, dass die Auflösung dieses Mystery-Thrillers recht simpel und unspektakulär ausfällt, auch nicht derart viel gewichtige Bedeutung bei der Endbenotung, da man eines in jedem Fall berücksichtigen sollte: der Film ist nicht
der Schocker, als der er angepriesen wurde. Wahrscheinlich liegt hier auch das geringe US-Einspiel begründet, weil zu hohe Erwartungen niemals zur Gänze erfüllt werden können.
Durch die ruhige, gradlinige Inszenierung und die dreckig-körnigen Bilder des deutschen Kameramannes
Roman Osin wird nämlich gewissermaßen schon offengelegt, was das Werk wirklich sein will: ein Psycho-Drama mit übernatürlichen Elementen, das alles Schöne, Farbenfrohe verdrängt zu haben scheint. Selten erweckte die Inszenierung eines Films mit ihrer Tristesse und geschickt eingesetzten Blau- und Grüntönen drastischere Assoziationen an eine alte, unangenehme Vergangenheit. Das Vergangene scheint allgegenwärtig zu sein, wie eine unsichtbare, alles vereinnahmende Macht, so dass man eher meint, eine Schreckensvision Joannas vor Augen zu haben. Nur dass es sich hier definitiv nicht um einen Traum handelt. Die angeknackste Persönlichkeit Joannas findet somit einen mehr als deutlichen Einschlag in den von der Kamera eingefangenen, eindrucksvollen Bildern. Überhaupt ist es einzig und allein die Rolle von Sarah Michelle Gellar, die während des gesamten Films als Sympathieträger fungiert. Die Funktion der anderen Protagonisten, vor allem die des mysteriösen Terry, bleibt dem Zuschauer – ebenso wie Joanna – bis zum Fragen beantwortenden Ende verborgen.
Sicherlich ist
„THE RETURN“ – dessen Titel gar nicht besser hätte gewählt werden können – kein Meilenstein des Mystery-Genres, doch versteht er es außergewöhnlich gut, eine nicht sonderlich spektakuläre Geschichte um die Macht der Vergangenheit, die nicht selten bis in die Gegenwart hineinreicht, als ansprechendes und vor allem atmosphärisch dichtes Psycho-Drama zu präsentieren, so dass man als Endfazit guten Gewissens ein mehr als ordentliches „solide“ bescheinigen kann.