Der Film beginnt mit einem Raubüberfall: Ein Viererteam stürmt ein Juweliersgeschäft. Dann kommt der Zufall ins Spiel: Zur gleichen Zeit startet ein
zweites Viererteam einen Überfall auf denselben Laden. Innen drin herrscht große Verwirrung. Und dann sehen wir erst einmal, wie es zu dieser Situation überhaupt kommt - die Geschichte beginnt nämlich vier Tage davor.
Für sein Regiedebüt THE HARD EASY hat Ari Ryan eine ganze Riege an bekannten und interessanten Gesichtern gewinnen können: Henry Thomas, Peter Weller, David Boreanaz, Gary Busey, Bruce Dern, Vera Farmiga und sogar Nick Lachey sind in die Geschichte um den doppelten Raubüberfall verstrickt. Das ist eine witzige Story mit Potential, die sich die beiden Autoren hier ausgedacht haben - aber wie das immer so ist, wenn jemand von "Potential" redet: Es geht nicht komplett auf. Die Schauspieler sind der Hauptanreiz, sich den soliden, aber prinzipiell belanglosen Gangsterstreifen anzusehen.
Dabei ist THE HARD EASY theoretisch gar nicht uninteressant. In der Vorgeschichte erfahren wir von den zwei Gruppen, die an dem Überfall beteiligt sind - auf der einen Seite steht der Verlierer Paul (Henry Thomas), der in kürzester Zeit enorme Spielschulden zu begleichen hat, auf der anderen Roger (Boreanaz), dessen Investmenttätigkeiten nicht vollständig legal abgelaufen sind und der jet
zt ebenso prompt Geld braucht. Die Geschichte springt stetig zwischen beiden her, zeichnet gewisse Parallelen - beide wurden von ihren Frauen verlassen, beide geraten an einen Typen, der mit einem todsicheren Plan aufwarten kann. Der Fokus liegt dabei mehr auf Paul, der eine Affäre mit einer Ärztin beginnt, die, wie sich natürlich herausstellt, eine ganz eigene Rolle in dem Überfall spielen wird. Roger wird zeitgleich mit seinen beiden Partnern vom Ex-Soldat Ed (Peter Weller) mit verdächtig großem Enthusiasmus zu dem Überfall überredet und zu Waffentraining im Wald eingeladen.
Es ist fein, daß sich Drehbuch und Regie Zeit für diese Geschichte nehmen, in denen die Machtverhältnisse zwischen den Figuren interessant gezeichnet werden - aber viele Figuren selber leider eher blass bleiben. Die Schauspielerregie verleiht dem Skript hier und da ein wenig mehr Klasse und Dreidimensionalität als eigentlich vorhanden, aber so oder so bleibt Ryan mit den Figuren auf Augenhöhe und inszeniert die Geschichte mit einer gewissen Ruhe.
Dann kommen wir wieder zum Überfall, und mit einigen Malen Vor- und Zurückspringen zeichnet sich das ganze Chaos ab, in dem die Vorgeschichte endet. Die blutigen Schießereien, die sich hier abspielen, sind mit so viel Zacken inszeniert, daß man das Gefühl kriegt, der Regisseur wäre jetzt gerade aufgewacht. Natürlich wird noch ein bißchen betrogen, ein wenig gestorben, und ein Quentchen Überraschung aus dem Hut gezaubert, bevor die Geschichte dann endet. Letzten Endes wirkt es aber so, als diene der Überfall mitsamt seinen Nachwirkungen einfach nur, dem Ganzen endlich ein Ende zu bereiten.
Denn komplex ist der Film nicht, auch wenn er uns das mit der Erzählstruktur und dem parallelen Erzählen zweier Geschichten gerne weismachen will: Das Zusammentreffen der beiden Parteien bleibt Zufall (nur eine Nebenfigur verbindet unwissentlich die beiden Gruppen), die Parallelen zwischen den beiden Hauptfiguren Paul und Roger bleiben oberflächlich. Und hinterher war sowieso eigentlich alles egal.
Aber wir wollen mal nicht jammern, denn THE HARD EASY will gar nichts anderes sein als ein dreckiger, kleiner Gangsterfilm. Und das ist er. Es sind keine faden 101 Minuten, die man sich hier ansieht, und die Zeit ist auch nicht inkompetent gefüllt. Und weil der Film unterhält und gar nicht die Ambition hat, irgendeine Form von Gewicht zu bieten, beschweren wir uns auch gar nicht.