Zwei Studenten treffen sich zufällig nach einem Philosophie-Seminar.
Sie diskutieren über die Nutzlosigkeit des Lehrstoffes und wie wichtig es wäre, sich endlich Dingen zuzuwenden, die der Mensch noch nicht kennt – vor denen er sich
fürchtet. „Wenn man sich nicht aufmacht, die Bestie zu suchen, kommt die Bestie früher oder später zu dir“ sagt der Eine.
Sein Name ist Quaid (Shaun Evans, „
Cashback“) und er ist besessen von der
Angst.
Stephen (Jackson Rathbone, „
Twilight - Biss zum Morgengrauen“), seinem Gesprächspartner, macht er den Vorschlag, das Diskussionsthema als Semesterarbeit in Form eines auf Video festgehaltenen „Furchtreports“ aufzuarbeiten. Zusammen mit der Cutterin Cheryl (Hanne Stehen) zeichnen sie schließlich Erlebnisse von Dutzenden Probanden auf, die aber zunächst zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führen.
Erst als Stephen und Cheryl Quaid ihre tiefsten Ängste beichten, sieht dieser wieder ein echtes Ziel vor Augen. Denn was seine beiden Kommilitonen nicht wissen ist, dass Quaid selbst unter einem düsteren Kindheitstrauma leidet und keine Skrupel oder Grenzen für die Weiterführung seines Experimentes kennt…
Angst ist Macht. Sie kann Menschen lähmen, sie einschränken. Wenn man die individuelle
Angst eines Menschen kennt, kann man sie sogar gezielt als Waffe gegen diesen einsetzen und ihn damit innerlich zerstören.
Angst als Manipulationsmittel ist ein großes Thema, gerade heutzutage. Man muss am Abend nur die Nachrichten einschalten. Was einem zum Großteil dort verkauft wird, ist
Furcht pur: Krieg. Arbeitslosigkeit. Rinderwahn. Schweinepest und Vogelgrippe. Niemand will es wahrhaben, aber natürlich zahlt es sich für Einige eben aus, wenn viele Andere in
Angst leben und ihren Blick von gewissen Dingen ablenken.
Angst ist auch ein Geschäft.
In der Kurzgeschichte „Moloch Angst“ aus seinem
Zweiten Buch des Blutes hat der britische Horror-Autor und Regisseur Clive Barker (u.a. „
Hellraiser“) die
Furcht aus der Sicht einiger Studenten beleuchtet, die von einem Kommilitonen für dessen sadistische Experimente mißbraucht werden. Die nun vorliegende Adaption ist von dem zuvor nur als Produzent in Erscheinung getretenen Anthony DiBlasi inszeniert worden, der der Grund-Story weitgehend treu geblieben ist und erst in der zweiten Hälfte leider gelegentlich den Genre-Autopiloten einschaltet.
„Dread“, so auch der Originaltitel der Vorlage, funktioniert im Vergleich zu den übrigen Barker-Geschichten eher auf einer psychologischen Ebene des Schreckens ohne Monster oder große Blutbäder.
Da man bei der Filmversion allerdings zwangläufig den Ekel und das Angstgefühl der Protagonisten visualisieren musste, um den Zuschauern glaubhaft einen Eindruck von deren Gefühlswelt zu vermitteln, wird man im Verlauf Zeuge von so manchen unangenehmen Momenten. Besonders eine an Alexandre Ajas „
High Tension“ erinnernde Sequenz weiss ganz bestimmt vielen Genre-Fans zu gefallen.
Das Werk deshalb als geschmacklosen Splatterstreifen für Hartgesottene abzutun, wäre allerdings völlig daneben. Auch wenn die im Film veränderte Schlusspointe im Kontext etwas daneben wirkt und eher in eine Episode von
Geschichten aus der Gruft gepasst hätte, ist DiBlasi mit seinem Erstling ein durchaus geistreicher Schocker mit philosophischem Hintergrund gelungen.
Wie schon zuvor bei dem von John Harrison inszenierten „Book Of Blood“ (2009), merkt man auch dieser Barker-Adaption leider ziemlich offensichtlich die niedrig budgetierte DVD-Premieren-Produktion an, was sich aber kaum an der optisch stimmungsvollen Umsetzung als viel eher an der zweitklassigen Schauspieler-Riege festmachen lässt.
Somit muss man - trotz des insgesamt positiven Eindrucks - anmerken, dass es vor allem Shaun Evans, der den finsteren Quaid verkörpert, eindeutig an Charisma fehlt, um seiner Figur die nötige Tiefe zu verleihen. Natürlich ist Quaid zweifellos ein fieser Zeitgenosse, dennoch hätte es nicht zuletzt aufgrund von dessen komplizierter Vergangenheit Sinn gemacht, ihn etwas differenzierter und nicht als bloße Mischung aus arrogantem Schlauberger und blöd grimassierendem Clown darzustellen. Irgendwie kauft man dem Schauspieler seine ernste Figur nicht wirklich ab.
Im Gegensatz dazu merkt man zwar, dass sich Jackson Rathbone und Hanne Steen mit ihren Rollen bestimmt nicht übernommen haben, aber sie fallen im Gesamtbild zumindest auch nicht negativ auf.
Unterm Strich bleibt dann eine thematisch mit Sicherheit ansprechende und umsetzungstechnisch einwandfreie Psycho-Horrorstory, die man recht bedenkenlos für den hier mal nicht unbeschwerten DVD-Abend empfehlen kann. Mit einem höheren Budget und besseren Darstellern hätte aus der Barker-Vorlage allerdings ein echtes Meisterwerk entstehen können.
Ärgerlich an „Dread“ ist dann bestimmt auch nicht das Resultat an sich, sondern die Tatsache, dass ein Stück des Potentials auf der Strecke geblieben ist.