„Each one of these rooms has six of these doors and portals, but no matter how many different doors and portals I go through – I always end up in the same three rooms.“
Manchmal ist der Titel eines Films derart gut gewählt, dass man fast kein Wort mehr über dessen Inhalt verlieren muss, da der Titel für sich genommen genug Informationen gibt. So gab der Überraschungshit „
CUBE“ [1997] mit seinem Namen im Grunde schon vor, worum es inhaltlich geht: um einen Würfel. Auf den ersten Blick noch scheinbar simpel gestrickt, entfaltete sich vor den Augen des Zuschauers nach und nach ein äußerst faszinierendes, beklemmendes Kammerspiel, in dem eine bunt „zusammengewürfelte“ Truppe in einem klobigen Gefängnis ums nackte Überleben kämpft. Angereichert mit einem in bester „
Akte X“-Manier offenen Ende und einigen philosophischen Fragen über das „Wie“ und „Warum“ unser aller Leben, entwickelte sich „CUBE“ zu einem echten Glanzstück unter den Low-Budget-Produktionen, das einigen der um ein Vielfaches teureren Genrevertretern auch heute noch locker das Wasser reichen kann. Trotz des Erfolges willigte Regisseur Natali jedoch nicht in eine (dann auch vom ihn inszenierte) Fortsetzung ein, so dass beinahe fünf Jahre ins Land zogen, bis mi
t dem „
Pulp Fiction“-Kameramann
Andrzej Sekula schließlich ein fähiger Regisseur feststehen sollte. Der Mann, der zuvor die Visionen großer Filmemacher visuell ansprechend auf die Leinwand zauberte, sollte dieses Mal in die Position gesetzt werden, die Drehbuch-Ideen sowohl als Regisseur als auch als Kameramann für die Leinwand umzusetzen. Doppelte Verantwortung, doppelter Druck.
Auch bei
„CUBE 2: HYPERCUBE“ ist wieder der Titel Programm. Wieder finden sich mehrere Menschen in einem Würfel wieder, ohne zu wissen, wie sie dort hingekommen sind. Doch anders als in Teil 1 ist der Würfel diesmal eine um die vierte Dimension erweiterte Variante des Quadrats – der sogenannte Hypercube. Mehrere Realitäten, Dimensionen und Zeiten prallen hier aufeinander, verschmelzen zu einen seltsamen Ganzen, so dass man in einem Raum schon einmal sich selber gegenüber stehen kann. Erschreckende Vorstellung. Treu dem Schema des ersten Teils folgend, finden die Inhaftierten schließlich heraus, dass sie eines gemeinsam haben und dies wohl auch der Grund ist, warum sie in diesen Würfel gesteckt wurden. Doch die Erkenntnis könnte zu spät kommen, da der Hypercube allmählich ein gefährliches Eigenleben entwickelt und unaufhörlich auf einen gefährlichen Punkt zusteuert, der unweigerlich den Tod aller Inhaftierten zur Folge haben würde. Sofern diese nicht schon vorher ihr Leben im Kubus verloren haben.
Im Großen und Ganzen gibt sich die zugrunde liegende Geschichte weniger komplex als der Vorgänger, da die Fragen, die Teil 1 noch so interessant und interpretationsanfällig machten, spektakuläreren Effekten und einer konventionelleren Erzählweise weichen mussten. Keine der Insassen besitzt irgendwelche besonderen Fähigkeiten wie beispielsweise besondere Fertigkeiten im Code-Knacken oder mathematisches Gespür für Primfaktoren. Was sie eint, ist eine geheimnisvolle Verbindung zu einem militärischen Experiment, das in seinem mysteriösen Bestreben jedoch auch nach dem Abspann so nebulös wie die verhangenen Moore in den Edgar-Wallace-Verfilmungen verbleibt. Weniger nebulös, dafür umso deutlicher wird das höhere Budget, das der Produktion zur Verfügung stand. Niedergeschlagen hat sich dies zum einen in einem visuell ansprechenderen Setting, das mit seinem hellen Weiß etwas an die beklemmende Atmosphäre einer Irrenanstalt erinnert. Zum anderen sind die Computereffekte nun deutlich ausgereifter, wenngleich natürlich nicht mit internationalen Standards vergleichbar. Nichtsdestotrotz erfüllen die Effekte ihren Zweck und untermauern den (Todes-)Kampf der Gefangenen eindrucksvoll, ohne sich jemals in den Vordergrund zu drängen. Vordergründig sind die ausnahmslos guten Schauspieler das Maß aller Dinge, indem sie durch ihr intensives Spiel der (geradlinigen) Story Substanz und den geschriebenen Charakteren ein einprägsames Gesicht geben.
Trotz aller Pluspunkte muss sich der Film notgedrungen den direkten Vergleich mit dem erfolgreichen Vorgänger gefallen lassen. Dessen offenes Ende legte den Verdacht nahe, dass eine mögliche Fortsetzung das CUBE-Universum um mehrere interessante und vor allem
neue Aspekte erweitern könnte. Doch Andrzej Sekula ist leider viel zu sehr darauf bedacht, möglichst eindrucksvolle Bilder zu kreieren, anstatt neue Pfade einzuschlagen. Dieselbe Ausgangslage, weniger Raffinesse, dafür interessante Kameraperspektiven und ein neuerer, frischerer Look, sind für sich genommen zwar geeignet, ein solides Endprodukt abzuliefern. Doch als Teil einer Film-
Reihe ist Sekulas als Fortsetzung angelegte Version einfach zu schüchtern, um nicht zu sagen: überflüssig, da er bis auf den ausgeklügelteren Würfel nichts wirklich Neues für die Geschichte rund um den Würfel bietet. Stattdessen spult das Drehbuch eine wirre, konfuse, nicht immer logische Ereigniskette ab und offeriert dem Auge des Betrachters, was dieses vielleicht noch nicht wahrhaben wollte: am Ende des Tages ist
„CUBE 2: HYPERCUBE“ einfach „nur“ eine visuell ansprechende Geschichte. Nicht mehr, nicht weniger.