Yuri Orlov (gespielt von einem überzeugend amoralisch, charismatischen Nicolas Cage) wächst als Sohn ukrainischer Einwanderer in New Yorks Stadtteil Little Odessa auf. Dort beginnt er, zusammen mit seinem unzuverlässigen Bruder Vitali (Jared Leto), sich als Waffenschieber einen Ruf zu machen und steigt so, innerhalb weniger Jahre, zu einem der erfolgreichsten und mächtigsten Waffenhändler der Welt auf.
Yuri Orlov ist die Perversion des amerikanischen Traums. Yuri verkauft alles! Pistolen, Raketenwerfer, Schiffsladungen voller MGs oder Kampfhubschrauber. Ebenso verkauft Yuri an jeden der seine Rechnungen pünktlich begleicht. Zu seinen Kunden gehören die zahllosen Warlords Afrikas, gegnerische Kriegs-Parteien, blutrünstige Diktatoren, aber auch legitime Staatsoberhäupter - nur Osama Bin Laden nicht, da der immer mit ungedeckten Schecks zahlt.
Yuri Orlov ist der geborene Verkäufer. Er ist der Herr des Todes und Händler des Krieges. Gleichzeitig ist Yuri aber auch ein treusorgender Vater, ein liebevoller Ehemann und verständnisvoller Bruder.
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Doch auch in Yuris Leben läuft nicht alles perfekt. Seine Frau, ein Ex-Super-Model (Bridget Moynahan), die nicht weiß womit er sein Geld verdient, beginnt seinen Lügen zu misstrauen und ihm unangenehme Fragen zu stellen. Dazu kommt, dass sein kleiner Bruder immer tiefer in die Kokainsucht hineinrutscht und ein dementsprechend unzurechnungsfähiger Geschäftspartner wird. Als besonders unangenehm und störend erweist sich jedoch der hartnäckige Interpol-Agent, Jack Valentine (Ethan Hawke), der auf Yuri aufmerksam geworden ist und diesen nun auf Schritt und Tritt verfolgt. Was Valentine jedoch nicht weiß, ist das Yuri längst so erfolgreich ist, dass er, durch Beziehungen ins Pentagon, fast unantastbar geworden ist. Damit wird letztendlich nicht nur Valentine, sondern auch dem Zuschauer deutlich vor Augen geführt, dass Krieg nicht nur für Yuri ein äußerst lukratives Geschäft ist, sondern einer der maßgeblichsten Exportschlager der USA selbst.
Nicolas Cage verkörpert in Lord Of War einen Menschen, der weder Moral noch Humanität kennt und damit der geborene Anti-Held des 21. Jahrhunderts ist, der sein Leben nach rein materialistischen Gesichtspunkten ordnet. Das Geschäft mit dem Tod ist für Yuri so normal wie der Verkauf von Kühlschränken oder Versicherungen, einzig Gewinn und Erfolg sind von Bedeutung.
Besonders befremdlich ist jedoch der Umstand, dass man als Zuschauer dazu verführt wird sich auf die Seite von Yuri Orlov, dem eigentlich ultimativen Bösen, zu schlagen. Dies liegt vor allen Dingen an der durchgängigen, enigmatischen Ich-Erzählung Yuris. So wird auch Jack Valentine, der ja eigentlich der Gute sein sollte, zu einem Störenfried und Feind. Der subversive Sog dieses ungewöhnlichen Blickwinkels des Films wird durch ebenso provokante Bild-Ton Montagen verstärkt, z.B. wenn beim Abschuss einer Waffe das wohlvertraute Klingeln einer Registrierkasse zu hören ist.
Gleichzeitig wird der schwarz-humorige und immer geschäftliche Unterton der Erzählung allerdings beharrlich durch schockierende Bilder der Gewalt bloßgestellt, Szenen, die selbst Yuri Orlov, anwidern und schockieren. Denn Yuri – und das betont er immer wieder – möchte mit den schmutzigen Folgen seines Geschäfts nichts zu tun haben. Da er selbst jedoch den Abzug seiner verkauften Ware nicht drückt, fühlt er sich auch von jeglicher Schuld reingewaschen.
Lord Of War ist bis in die Nebenrollen hinein perfekt besetzt und dank der surreal, verwaschen wirkenden Bilder ebenso perfekt fotografiert. Des weiteren hat Andrew Niccol mit Yuri Orlov nicht nur das Porträt eines skrupellosen Geschäftmannes geschaffen, sondern auch eine sehr komplexe Thematik mit ungeheurer Energie und Konsequenz dargestellt.
Das der Film dabei auch noch Spaß macht wurde Niccols von zahlreichen Kritikern natürlich zum Vorwurf gemacht. Vielen war der Look des Films zu cool und die Story zu zynisch und böse. Doch man müsste schon Augen und Ohren verschließen, um die schockierenden Aussagen des Films zu übersehen, wie z.B. in der Eröffnungssequenz, wo die maschinelle Produktion, Verpackung und Versendung einer Patrone gezeigt wird, die ihre Bestimmung schließlich im Kopf eines afrikanischen Jugendlichen findet. Der zynische Erzählstil des Films wird somit immer wieder durch die Brutalität und Endgültigkeit der Gewalt durchbrochen.
Lord Of War ist auch einer der ersten Filme einer ganzen Reihe (wie z.B. Der ewige Gärtner oder Blood Diamond), die nicht nur eine Politisierung des amerikanischen Kinos nachzeichnen, sondern sich darüber hinaus auch mit den politischen und humanitären Problemen in Afrika befassen. Gleichzeitig ist Lord Of War einer der bildgewaltigsten, schockierensten und konsequentesten Film seit langem.