Mal wieder haben sich die Toten aus ihren Gräbern erhoben und machen Jagd auf die Lebenden. Nach dem Zombiekrieg gelingt es den Amerikanern, ihre Städte abzuriegeln und die Zombies in der "wilden Zone" zu halten. Die Wissenschaftler des alles durchdringenden Konzerns Zomcon haben es letztendlich geschafft, ein Halsband zu erfinden, das die Zombies zu handzahmen und stupiden Sklaven umformt. Entsprechend leben die Zombies friedlich in den Städten, nur dumm wenn das Halsband mal kaputt geht. Und genau das passiert bei Fido, dem friedlichen Zombie der Robinson, der auch sogleich Mrs. Hendersons anknabbert. Nun muss der junge Timmy seinen neuen Freund beschützen, doch das ist dank der Nachbarn und seiner Eltern nicht sonderlich einfach...
Zombiefilme an sich gibt es ja schon eine halbe Ewigkeit. In den 70ern gab es eine neue Hochzeit des Genres, nicht zuletzt durch die Meisterwerke von George A. Romero. Natürlich gab es zahlreiche Kopien, nicht zuletzt aus Italien, aber irgendwann war das Genre relativ totgelaufen, und verschwand vom Radar. Es gab zwar weiterhin Indie-Produktionen dieses Genres, aber erst im neuen Jahrtausend gelang dem Zombiefilm seine untote Wiedergeburt, nicht zuletzt durch Snyders "Dawn of the Dead" oder auch "28 Days later", auch wenn letzterer kein echter Zombiefilm ist. Inzwischen hat sich das Genre weithin erholt, mit Großproduktionen wie "Land of the Dead" oder auch "Resident Evil", aber auch zahlreiche kleine Filme wie "Dead Men Wal
king" sorgen für immer neues Futter. Nicht zuletzt sorgte der großartige "Shaun of the Dead" für neue Impulse im Film und stellt eine wirklich gelungene Komödie, aber auch Satire und Hommage ans Genre dar. Und gerade diese Filme mit neuen Impulsen erhalten das Genre am Leben und damit das Interesse der Zuschauer fixiert. Und hier kommt FIDO! Ein Film, in dem die Zombies nicht böse Fleischfresser sind, sondern domestizierte Haustiere und damit quasi eine Idee aus Romeros "Day of the Dead" fortgeführt wird - kann das funktionieren? Am FFF konnte ich mir dazu keine Meinung bilden, doch nun gibt es den Film auf DVD.
Gleich zu Beginn des Films punktet Fido mit einem großartigen s/w-Lehrfilm über die Zombieplage und ihre Eindämmung. Das ist wunderbar und mit Liebe montiert, womit der Film gleichmal die Herzen der Zuschauer gewinnt. Nach dieser kurzen Einführung, wo zwar leider die Herkunft der Zombies "erklärt" wird, aber Gott sei Dank nicht näher auf die Funktionsweise der Halsbänder eingegangen wird (das hätte wohl nur schief gehen können), befinden wir uns in einer typisch amerikanischen Kleinstadt der 50er Jahre. Die Farben leuchten quietschend bunt, die Klamotten sind ausgesucht hässlich, und man möchte am liebsten den Zuckerguss von den gefilmten Bildern lecken. Fido verkauft hier ein Klischee, ist sich aber darüber völlig im Klaren, so dass der überbordende Kitsch dieser alternativen 50er Jahre nicht langweilig wirkt und aus dem Baukasten stammt, sondern die komplette Absurdität des Szenarios wunderbar unterstreicht. Überhaupt ist dieses Szenario mit absoluter Sorgfalt konstruiert, so dass die Zombiethematik nicht wirklich aufgesetzt wirkt - also nach dem Motto "Wir brauchen noch unbedingt Zombies im Film" - sondern tatsächlich funktioniert und sich gut in das Geschehen einpasst. Doch das Zombiemotiv tritt dann teilweise auch sehr in den Hintergrund.
Denn FIDO spricht sehr viele Themen und Motive an. Dies ist meiner Meinung nach einer der wenigen Punkte, die man dem Film ankreiden kann: er will stellenweise etwas viel, ist von verschiedenen klassischen Inhalten durchdrungen, und "eiert" vor allem im Mittelteil zwischen den verschiedenen Elementen etwas ziellos hin und her. Neben der vordergründigen Zombiegeschichte gibt es den Subplot mit Mrs. Robinsons aufkeimenden Gefühlen für Fido, Timmys Coming-of-Age Story, und nicht zu vergessen die Geschichte um die Firma Zomcon. Zomcon ist die Erfinderin der Halsbänder, "wartet" die Zombies und verkauft sie auch. Da es viele Sicherheitsmechanismen gibt, hat Zomcon seine Finger überall, was dann schon an Big Brother erinnert. Auch die enorme Mächtigkeit der Konzerne wird angesprochen, sowie eine gewisse Sklaventhematik, bei der die Zombies schon als Gegenstände behandelt werden und an die Sklavenvergangenheit von Amerika erinnert. Sicherlich stört das meiste nicht und wird auch nicht sehr tief betrachtet, aber hier wäre eine Beschränkung in meinen Augen besser gewesen - weniger ist manchmal mehr.
Trotzdem wird der Film nie richtig langweilig. Er bietet ausreichend Action, enorm viel Witz und auch so manches Mal wird die Splatterkeule geschwungen. Ich persönlich fand Shaun of the Dead zwar deutlich brutaler, aber auch Fido bietet so manchen saftigen Effekt, aber nichts wirklich wildes oder bemerkenswertes. Ein paar Extremitäten machen sich selbstständig, so mancher Kopf verliert seinen Inhalt, aber das ist alles noch im grünen Bereich. Das Thema Witz und Humor sollte ja natürlich noch angesprochen werden: Fido sprüht jetzt nicht vor Humor und 30 Gags in der Minute, aber das benötigt der Film auch gar nicht. Der Witz ist stellenweise eher hintersinnig, aber die offenen Pointen, meistens durch Dialoge präsentiert, gehen mit erstaunlich hoher Quote ins Schwarze. Aber das ganze Szenario hält dem Zuschauer ein dauerndes Grinsen im Gesicht, die verdrehte Welt ist einfach amüsant, und der Film unterhält gut. Der platte Slapstick hält sich sehr in Grenzen. Hervorzuheben ist noch Billy Connollys Leistung. Als Zombie hat er natürlich keinerlei Dialogzeilen, sondern äussert sich nur durch Grunzlaute. Aber trotz dieser Einschränkung und auch noch unter dem Zombie-Makeup begeistert er mit differenzierter Mimik und lässt Fido unglaublich sympathisch wirken. Großartige Darstellerleistung!
Bei den Schauspielern gibt es tatsächlich viele bekannte Gesichter zu sehen. Ganz vorne dran natürlich Carrie-Anne Moss, die Trinity aus der Matrix-Trilogie. Die überzeugt als Mutter die die Hosen an hat im Hause Robinson, und funktioniert auch im Zusammenspiel mit Fido sehr gut. Dieser ist der eigentliche Star des Films, gespielt von Billy Connolly. Seine Leistung habe ich ja bereits in höchsten Tönen gelobt. Ihn kennt man unter anderem aus "Boondock Saints", "Last Samurai" oder auch "Lemony Snicket". Der verweichlichte, traumatisierte Ehemann von Carrie-Anne Moss wird von Dylan Baker dargestellt, der auch in Spiderman 3 zu sehen war. Besonders cool ist noch Tim Blake Nelson, der als etwas skuriller Nachbar einige Lacher auf seiner Seite hat, und eine großartige Kevin-Costner-in-JFK-Gedenkbrille trägt. Er hat auch schon mit Spielberg in "Minority Report" gearbeitet. Andrew Currie selbst ist ein eher unbeschriebenes Blatt, Fido ist zwar sein sechster Film, aber der Rest sagt mir nichts.
Die DVD stammt aus dem Hause Ascot, die uns erneut ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben, vielen Dank dafür und auch an voll:kontakt natürlich. Ton gibts auf deutsch und englisch (bei einer Stelle dachte ich, das ein übler Übersetzungsfehler vorliegt, aber dem war nicht so. Die Stelle war nur nicht ganz leicht zu verstehen), das Bild ist gut. Extras gibt es soweit keine, bis auf ein paar Trailer. Demnächst erscheint dafür eine Special Edition mit mehr Extras.
Fazit: Wer nach "Shaun of the Dead" mehr Komödienfutter braucht, sollte zu Fido greifen. Aber auch für nicht Zombiefans eignet sich der Film, da er mit viel Liebe zum Detail gemacht ist, und Billy Connolly einfach unglaublich gut den Zombie gibt. Und hey, ein Film bei dem die Kinderdarsteller nicht nerven, dafür in der Schule im gezielten Kopfschüssen unterrichtet werden - das kann doch nicht schlecht sein! Fido wurde am letzten FFF zurecht als Highlight gehandelt. Anschauen!