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Zwei Kumpel in Tirol

Zwei Kumpel in Tirol

Ein Film von Alois Brummer

ZWEI KUMPEL IN TIROL verspricht dem geneigten Anhänger deutscher Erotikfilme nicht gerade wenig: Routinier Alois Brummer hinter der Kamera, eine markante Darsteller-Riege mit bekannten Namen wie Franz Muxeneder, Ingrid Steeger oder Rinaldo Talamonti, ein freches Zeichentrick-Cover und einen Titel, unter dem scheinbar die Ruhrpott-Kumpelfilme a la „Lass jucken Kumpel“ und der bayerische Lederhosenfilm aufeinander treffen. Und in diese Richtung (ohne den Bezug zum Ruhrpott) führt auch die Eingangssequenz, in der ein junger Bayer in feschem Trachten-Outfit ein Zugabteil betritt. Dort sitzen bereits zwei Frauen, darunter eine Nonne – was den Naturburschen natürlich nicht davon abhalten kann, frei heraus von seinen kürzlich erlebten erotischen Eskapaden zu erzählen und warum sein „Zipfel“ vor übermäßiger Anstrengung beinahe abgefallen ist. Eine typische Prämisse also für eine episodisch gestrickte Klamotte, wie man sie von Regisseur Brummer erwarten kann und darf. Wer sich aber schon weiter in die Untiefen des Exploitation-Kinos vorgewagt hat und beispielsweise mit den Frauengefängnis-Streifen von Jess Franco oder den karibischen Filmen eines Joe D'Amato Bekanntschaft gemacht hat, weiß, wie weit ein findiger Billigfilmer geht, um den letzten Cent aus bereits gedrehtem Material zu quetschen.

Wie auch die beiden genannten Regie-Kollegen Brummers, ist auch dieser sich nicht zu schade, aus seinen alten Filmen mal eben einen “neuen“ zu montieren
, ohne aber auch nur im geringsten auf inhaltliche Stimmigkeit zu setzen. Sind schon die anderen Produktionen Brummers oftmals konfus erzählt, schießt ZWEI KUMPEL IN TIROL den Vogel vom blau-weißen Himmel. Nachdem nämlich die erste Episode erzählt ist – ein banaler Schwank um einen erotischen Maler, dessen Modell stehendes Pärchen kaum an sich halten kann, immerhin mit Ingrid Steeger besetzt – ist die Nonne schockiert und die junge Frau setzt ihrerseits zum Erzählen an. Abrupt wird weg geschnitten und ein plötzlich eingesetzter Erzähler spricht aus dem Off. Fadenscheinig verbunden mit dem zuvor Gezeigten, geht es nun um den Bruder eines Mannes, den wir ganz kurz gesehen haben, wie er einer Frau an die Wäsche gehen will. Der besagte Bruder ist ein Weiberheld sondergleichen und bildet mit Rinaldo Talamonti wohl das im Titel erwähnte Duo. Sinnlos aber, der Handlung folgen zu wollen, denn die aneinander geklatschten Sequenzen weisen nicht nur keinerlei erzählerische Berührungspunkte auf, sondern fallen auch durch die völlig unterschiedliche Bildqualität ins Auge.

Aus nicht weniger als sechs seiner eigenen Filme plündert Brummer nach Herzenslust und scheinbar völlig willkürlich. So kommt es also zu diversen Kuriositäten, man nehme nur die Auftritte von Franz Muxeneder. Unbekümmert werden zwei unterschiedliche Filme genommen, in denen der Schauspieler auftrat, so dass Muxeneder innerhalb weniger Minuten das Outfit, das Setting und damit die komplette Rolle wechselt. Aus dem überaus seltenen Film OBSZÖNITÄTEN (1971) stammt das Highlight des trashigen Vergnügens und man muss es schon selbst gesehen haben, um es zu glauben: Kult-Darsteller Johannes Buzalski spielt einen verrückten Wissenschaftler, der sich auf Geschlechtstransplantationen spezialisiert hat (diese aber bisher nur bei Ratten und Mäusen angewendet hat) und einem beleibten Mann mittleren Alters den Penis eines unserer Helden anbietet. Wie alle anderen Handlungsstränge verläuft aber auch dieser ziellos und versandet ohne ein angemessenes Ende zu finden – oder überhaupt ein Ende.

Witziges Detail: Der Vorzeige-Italiener Rinaldo Talamonti, der in diversen Filmen sämtliche südländischen Gastarbeiter-Klischees aufs Korn genommen hatte, wird ihm hier von der Synchronisation ein ostdeutscher (?) Akzent in den Mund gelegt. Talamontis Veränderung zum Tankstellen-Prolet Willie (dessen Szenen allesamt aus Graf Porno bläst zum Zapfenstreich entnommen wurden) ist nicht der einzige Streich, den die entstellende Nachsynchronisation dem Zuschauer spielt. Auch eine Szene aus Geilermanns Töchter - Wenn Mädchen mündig werden wurde bezeichnend umgedeutet und mit gehörig rassistischem Witz gepfeffert. Wo im Original eine nackt putzende Frau ein klares Deutsch spricht, erklingt in dieser Neufassung ein spanischer Akzent der Marke “Ich auch wollen haben Mann zu machen Ficki-Ficki“ - die herabwürdigende Verwendung verschiedener Akzente und Herkunftsmerkmale ist einmal mehr bedenklich und politisch unkorrekt. Bedenkt man aber, das deutsche Klischeebilder kaum besser weg kommen und viel zentraler im Kreuzfeuer des Humors stehen, sieht man auch wieder einmal gerne weg und verbucht das Ganze unter “Charme vergangener Kinotage“.

Wer etwas übrig hat für filmischen Sondermüll der Extraklasse, sollte sich ZWEI KUMPEL AUS TIROL nicht entgehen lassen. So rotzfrech ist selbst der übelste Trash nur selten auf das schnelle Geld gebürstet und es hat schon wieder fast so etwas wie Courage, ein solches Machwerk unter dem eigenen Namen ins Kino zu bringen. Vielleicht nur eine weitere Konsequenz aus der zunehmenden Verbitterung seitens Alois Brummer, der sich zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schon lange aus der Öffentlichkeit zurück gezogen und sich mit der Kritiker-Schmach arrangiert hatte. Eine Bewertung des Films scheint an dieser Stelle müßig und überflüssig, liegt es doch allein im Auge des Betrachters ob er höllischen Spaß oder eben Verärgerung empfindet.

Eine Rezension von Marco Siedelmann
(08. November 2009)
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Daten zum Film
Zwei Kumpel in Tirol Deutschland 1978
(Zwei Kumpel in Tirol)
Regie Alois Brummer Drehbuch Alois Brummer
Produktion Kamera Hubertus Hagen
Darsteller Ingrid Steeger, Rinaldo Talamonti, Johannes Buzalski, Franz Muxeneder, Karin Götz, Josef Moosholzer
Länge 79 Minuten FSK ab 18
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