Während die Regisseure des Neuen Deutschen Films in den frühen 70er Jahren das internationale Ansehen des deutschsprachigen Kinos mühevoll rehabilitierten und Filmemacher wie Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders und Werner Herzog zu Stars avancierten, wirkte eine andere Strömung diametral gegen diese neu gewonnene künstlerische Glaubwürdigkeit. Die Rede ist selbstverständlich vom deutschen Erotikfilm mitsamt all seinen zotigen und pseudokritischen Subgenres. Der 1984 im Alter von nur 57 Jahren verstorbene Regisseur und Produzent Alois Brummer gilt neben Hans Billian und Franz Marischka als eine der Schlüsselfiguren in der Geschichte des erotischen Films in Deutschland.
Mit der bereits 1968 produzierten Klamotte GRAF PORNO UND SEINE MÄDCHEN landete Brummer einen Kassenschlager und initiierte mit diesem Erfolg den bald folgenden Boom entscheidend mit. Seit seinem ersten Film (er sollte keinen einzigen Ausflug in eine andere Richtung wagen) zeichnet das Gesamtwerk Brummers eine sympathische Qualität aus: absolute Ehrlichkeit. Weder die Aussagen in diversen Interviews noch der Tenor seiner Drehbücher verhehlt den rein kommerziellen Charakter der Filme, die immer ohne erhobenen Zeigefinger auskommen. Einen „aufklärenden“ Aufhänger, wie er in den Reportfilmen und den ebenso fragwürdigen Aufklärungsfilmen von Oswalt Kolle obligatorisch vorgeschoben wurde, sucht man glücklicherweise vergebens. Die Filme von Brummer, die im Lauf seiner Karriere an t
echnischer Professionalität und Produktionsaufwand gewannen, beschränken sich auf das Wesentliche und zeigen viel nackte Haut in einem unbefangen heiteren Kontext.
Das macht einen Film wie GIPFELGLÜCK IM DIRNDLROCK nicht zwangsläufig sehenswert, doch eine gewisse Affinität muss man für den guten alten deutsche Erotikfilm einfach mitbringen. Diese noch recht frühe Regie-Arbeit Brummers zeichnet sich nicht gerade durch sprühende Originalität aus, wird aber in der verdienstvollen DVD-Edition
Erotik Classics des Labels WVG Medien erstmals auf einem Trägermedium in seiner ursprünglichen Form zugänglich gemacht. Zuvor wurde der Film unter dem passenderen Titel GEFÄHRLICHER SEX FRÜHREIFER MÄDCHEN als Flickwerk vermarktet, wild zusammen geschnitten mit diversen Szenen aus verschiedenen früheren Brummer-Produktionen. Einige Ungereimtheiten haben sich aus dieser Vermarktung ergeben, die sich sogar bis auf das Cover der DVD geschlichen haben – so dauert der Film knapp 13 Minuten länger als die auf dem Cover angegebenen 84 und Kult-Star Rinaldo Talamonti taucht in dieser ursprünglichen Version überhaupt nicht auf.
Der Inhalt ist schnell umrissen: Der Hausmeister einer Mädchenschule wird wegen unzüchtigen Verhaltens angeklagt, bei der Gerichtsverhandlung sagt eine Reihe von Schülerinnen aus. Es stellt sich schnell heraus, das die Mädchen eine Wette untereinander abgeschlossen haben, welche von ihnen sich den Hausmeister schnappen darf. Um diesen Preis für sich zu gewinnen, erzählt jede einen schlüpfrigen Schwank aus der Ferienzeit. Tatsächlich drängt sich der Eindruck auf, das Alois Brummer sich mit dieser redundanten Handlungsklammer über die Alibi-Handlung der 'erzieherischen' Konkurrenz rund um die
Schulmädchen-Reporte lustig machen wollte. Denn nachdem die Verhandlung ein Fundament geliefert hat für die einzelnen folgenden Geschichten wirft das dünne Drehbuch kaum mehr einen Blick in die Gegenwart des Films.
Die Anekdoten der Schülerinnen funktionieren völlig ohne den gerichtlichen Kontext und werden munter als Rückblenden in den Rückblenden erzählt. Erst in den letzten Minuten geht die Erzählung auf die eigentlich relevanten Geschehnisse ein, vorher geht es einzig und allein um die wahnhaft überzeichneten Ferienerlebnisse. Diese verfolgen keinen roten Faden, unterscheiden sich sowohl in der Länge als auch in der grundsätzlichen Stimmung und sogar in den Örtlichkeiten. Übrigens sei hier erwähnt, das der Titel äußerst irreführend ist und der Alpen-Hintergrund nur in der letzten Episode eine entscheidende Rolle spielt. Auch das versprochene Dirndl gibt es nur kurz zu sehen – mit dem Esprit der Lederhosenfilme von Franz Marischka hat dieser dröge Abschnitt allerdings nur den kernigen bayerischen Akzent gemein.
Die belanglosen, mitunter amüsanten aber größtenteils ermüdenden Storys bemühen sich zwar um Abwechslungsreichtum, ziehen dann aber viel zu schnell vorüber, nur um der nächsten Absurdität zu weichen. Ein Mädel verführt in Sekundenschnelle die fürsorgliche Ärztin, ein anderes verdingt sich als Aushilfe bei der Post. Hier wird sie innerhalb eines Tages von einem Lustgreis vernascht, anschließend als Prostituierte angeworben und bei der dritten Adresse beinahe vergewaltigt. Sinn macht das nicht aber das soll es auch nicht. Zwei lesbische Schülerinnen vergnügen sich beim gemeinsamen Strandurlaub und reißen im nächsten Moment einen reichen Jungen mit der Yacht des Vaters auf. Zwei weitere Schülerinnen fahren per Anhalter und werden kurzerhand zur Prostitution genötigt – was aber nicht mehr als eine lapidare Unannehmlichkeit darstellt im Kontext des Films.
GIPFELGLÜCK IM DIRNDLROCK zerfällt vollkommen unübersichtlich in viele dieser kleinen Segmente, die sich zu einem albernen Reigen zusammenfügen wollen aber nie eine rechte Linie verfolgen. So bleiben nur die wirklich obskuren Details hängen, von denen der Film gleich mehrere auf Lager hat – etwa die beispiellose Zumutung einer komödiantischen Sequenz, in der ein Mann beim Geschlechtsverkehr stecken geblieben ist. Ja, genau da. Als wäre diese Zote nicht schon absurd genug, packt ein zufällig anwesender Helfer einen Wagenheber (!) aus, um Männlein und Weiblein mechanisch voneinander zu trennen. Ungeheuerlichkeiten wie diese und genretypische Gimmicks wie latent rassistische Sprüche (
"die würde es doch sogar mit dem Neger machen") erfreuen das Fan-Herz, das aber andererseits mit viel Leerlauf und konfuser Montage auf eine harte Probe gestellt wird.
Auch eine deplatzierte Vergewaltigung, die nur vage angedeutet wird, hat Alois Brummer in petto. Dramatische Einbrüche wie diese werden natürlich in ein verklärendes Licht getaucht und spielen wenige Minuten später keine Rolle mehr. Überhaupt wirkt das Gesellschaftsbild des Films wie eine verzerrte Satire auf die Stimmung des sexuell erwachten Deutschlands, schließlich ist hier jedes Mädchen willig und jeder Mann ein geifernder geiler Bock.
Insgesamt spart GIPFELGLÜCK IM DIRNDLROCK nicht mit Frivolitäten und jeder Menge Nacktheit, hält die wenigen Szenen in denen Sex simuliert wird aber erfreulich kurz. Herrlich bescheuerter Humor und blanke Busen halten sich konsequent wie Waage und sorgen für ein echt duftes (ja, an solche längst vergessene Begrifflichkeiten erinnern die kuriosen Dialoge) Filmerlebnis. Drei Jahre vor der Legalisierung von Pornographie in Deutschland reichten diese Zutaten noch aus, um Kino-Säle zu füllen.