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Auf ins blaukarierte Himmelbett

Auf ins blaukarierte Himmelbett

Ein Film von Alois Brummer

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist AUF INS BLAUKARIERTE HIMMELBETT der beste Film des fleißigen Regisseurs und Produzenten Alois Brummer, der sich anschließend fast vollständig dem pornographischen Spielfilm widmete und mit diesem derben traditionsreichen Schwank einen der vergnüglichsten Genrefilme überhaupt inszenierte. Die Grundzüge der Geschichte bedienen sich frei an dem volkstümlichen Theaterstück “Das sündige Dorf“, welches seit Jahrzehnten ein Evergreen der bayerischen Bühnenunterhaltung ist und zuvor bereits mehrfach verfilmt wurde. In dem gradlinigen und einfach erzählten Stück geht es um die Doppelmoral einer süddeutschen Dorfgemeinschaft, deren borniertes Weltbild lustvoll aufs Korn genommen wird. Eine Verfilmung als heiterer Erotikfilm erscheint an dieser Stelle nur logisch, ist der bayerische Lederhosenfilm doch direkt aus vergleichbaren Vorbildern entstanden. Zudem würzt Brummer die Vorlage mit selbst erdachten Handlungssträngen und legt eine adäquate Modernisierung des Stoffes vor, ohne dessen Wurzeln zu vergessen.

Das Dorf Vögelbrunn, umschlossen von einer wunderschönen Alpenlandschaft, steht vor einem großen finanziellen Problem. Der erhoffte Kredit aus der Hauptstadt Bonn wird abgeschlagen, so dass sich sämtliche Träume von Modernisierung und Verschönerung zerschlagen. Besonders aufgebracht ist der wichtigtuerische Bürgermeister Anton Gamsmüller (Franz Muxeneder), der gerade dabei ist, seinen Mitbürgern zu mögli
chst geringen Preisen Haus und Hof abzuluchsen. Ein besonders wagemutiges Mitglied des Gemeinderates schlägt eine reichlich abwegige aber kühne Idee vor, wie das Dorf doch noch in den Besitz des begehrten Vermögens gelangen könnte: Der Legende nach befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Vögelbrunn die Kriegskasse des legendären Napoleon Bonaparte. Nach anfänglichen Zweifeln (immerhin wurde die Suche bereits vor langer Zeit eingestellt) begibt sich das ganze Dorf auf die Schatzsuche. Inmitten all dieser chaotischen Ereignisse geht es auch um eine Liebesgeschichte (die aber ganz ohne Kitsch auskommt), die in ihrer geschmacklos-derben Konstellation direkt der oben angesprochenen Vorlage entsprungen ist. Die Tochter des Bürgermeisters ist zusammen mit einem einfachen Landjungen, mit deren Mutter der feine Herr Gamsmüller vor vielen Jahren ein Techtelmechtel hatte. Unter dem Vorwand des Standesunterschiedes zwischen der Tochter aus gutem Hause und dem einfachen Burschen wollen die beiden Elternteile die vermutlich inzestuöse Beziehung ihrer Kinder unterbinden.

Mehr noch als die von ihm zitierten Vorbilder negiert Brummer in AUF INS BLAUKARIERTE HIMMELBETT sämtliche Vorzeichen des Heimatfilms und kritisiert sowohl die geldgeile Obrigkeit („Was demokratisch ist bestimmt immer noch der der den größten Hof hat“) als auch die scheinheiligen Vertreter der Kirche. Letztere werden vertreten durch den ebenso materiell veranlagten Pfarrer, der sich hinter verschlossenen Türen der Völlerei hingibt und ebenfalls nur den persönlichen Vorteil im Auge hat. Nicht zufällig sind es gerade die angeblich tugendhaften Sittenwächter, deren Geheimnisse aus der Vergangenheit nun faule Früchte tragen – die ausschließlich an Liebe und Sex interessierte Jugend kommt dabei wertfrei weg und schultert die Sympathien des Publikums. Das diese Rechnung so dermaßen rund aufgeht, verdankt der Film primär seinem starken Ensemble, allen voran der einzigartige Franz Muxeneder in der Hauptrolle als aufgeblasener Bürgermeister. Doch Muxeneder ist nicht das einzige Original in der illustren Darsteller-Riege, die vor ursprünglichen Volksschauspielern nur so strotzt. Da wäre Rosl Mayr als einzige Frau im Bürgerrat, Herbert Fux als trotteliger Briefträger oder der allseits beliebte Josef Moosholzer in einer gewohnt überzogenen Rolle. Da hier eher auf verschrobene und schrullige Charaktere gesetzt, den Darstellern viel Raum gewährt und auch die Handlung nie vernachlässigt wird, schraubt Brummer den Erotikanteil erheblich nach unten. Dabei setzt er immer noch auf viele unbekleidete Damen, wirkliche Sex-Szenen sind aber rar gesät und darüber hinaus immer bedacht eingesetzt. Es braucht daher nicht zwingend eine Affinität für erotischen Klamauk, das deftige Lokalkolorit ist aber auch sicher nicht jedermanns Sache, auch wenn es gewürzt wird mit einer wirklich derben Sprachwahl.

Kurz und gut: Alois Brummer macht hier zum ersten mal beinahe alles richtig und legt einen flotten, wohl temperierten Lederhosenfilm vor, der auch heute noch Laune macht. Besonders provokativ erscheint der freizügige Umgang mit dem Inzest-Thema, das sich zwar in Wohlgefallen auflöst, bis zum Ende hin aber mit der Erwartung des Zuschauers spielt. Und entgegen der landläufigen Meinung ist hier keinesfalls ein Fass Bier oder eine gesellige Runde nötig, um dieses Kleinod genießen zu können.

Eine Rezension von Marco Siedelmann
(11. November 2009)
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Daten zum Film
Auf ins blaukarierte Himmelbett Deutschland 1974
(Hey Marie, ich brauch mehr Schlaf, auf ins blaukarierte Himmelbett)
Regie Alois Brummer Drehbuch Alois Brummer
Produktion Alois Brummer Kamera Hubertus Hagen
Darsteller Franz Muxeneder, Josef Moosholzer, Herbert Fux, Rosl Mayr
Länge FSK ab 18
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