Theo (Clive Owen) lebt in einer untergehenden Welt, im hermetisch abgeriegelten England der Zukunft. Die Menschheit ist unfruchtbar. Das letzte Kind wurde 2009 geboren und heute, fast 20 Jahre später, lebt eine im echten Wortsinn überalterte Gesellschaft in Chaos und Krieg, zwischen Verzweiflung und Verdrängung. Jeder kümmert sich um sich selbst, versucht im Großstadtdschungel oder auf dem rauen Land zu überleben, und wenn´s einen doch erwischt, dann schert sich niemand darum.
Eben einem Anschlag entgangen, wird Theo von seiner Exfrau Julian (Julianne Moore) kontaktiert. Er soll der illegalen Untergrundorganisation der "Fugies" helfen, jemanden außer Landes zu schaffen, bevor die Regierung ihn sich schnappt. Dann entpuppt sich dieser Jemand als schwangere Frau, aus Theos Freunden werden plötzlich seine Feinde, die das Wunder der Geburt für ihre eigene Lobby ausschlachten wollen, und ob die mysteriösen Helfer des „Human Projects“ außer Landes jenseits des Kanals überhaupt existieren, wird auch immer fragwürdiger.
"Children of men" hält mit seinen Grundthesen nicht hinterm Berg, und das allein muss man einem SciFi-Film in Zeiten von "Star Wars", "Riddick" und ähnlichen, nichtssagenden "flicks" hoch anrechnen:
Wenn man sich die Menschen anschaut, die sich in diesem Film permanent bis aufs Blut bekämpfen, könnte man meinen, es ginge ihnen um Leben und Tod. Dabei wird die Tatsache, dass die Menschheit als ganzes dem Tod ge
weiht ist, beinhart ignoriert. Hauptsache, ein paar Leute können im Hier und Jetzt ein paar Vorteile für sich herausholen. Die Geschichte beschreibt eine No-Future Generation, die sich in ihr Schicksal ergeben hat und einfach nicht mehr darüber nachdenkt. – Den Film auf diese Haltung hin mit unserer gegenwärtigen Gesellschaft zu vergleichen, drängt sich förmlich auf.
Regisseur Alfonso Cuarón setzte seine düstere Vision unserer Zukunft gemeinsam mit Kameramann Emmanuel Lubezki in London und Umgebung um. Beeindruckend ist dabei nicht nur die aufwändige Inszenierung mit ihren ewig langen Einstellungen und Kamerafahrten mitten in den brutalsten und heftigsten Sequenzen des Films. Vor allem auch das Art Department hat beste Arbeit geleistet: Dreck, wohin man auch blickt, an diesem Film ist wirklich nichts sauber.
Beim Zuschauer bleibt am Ende das Gefühl hängen, sich soeben eine 90minütige Live-Berichterstattung aus einem realen Kriegsgebiet angesehen zu haben, nur dass hier CNN nicht seine übliche Selbstzensur hat walten lassen. Und der Eindruck, dass man vielleicht doch öfter auch mal über sich selbst und die Menschen um einen herum nachdenken sollte.
Filme wie dieser könnten dem fast nur noch auf Action abbonierten SciFi Genre vielleicht endlich wieder neues Leben einhauchen. Mit politischen und gesellschaftlichen Themen zu experimentieren war schließlich in den 70er und 80er-Jahren nahezu ein Gütesiegel für gute Science Fiction. Und auch in Zukunft sollte es Filme wie Children of Men unbedingt wieder mehr geben.