Nachdem der Post-Judgement-Day-Actioner „
Terminator - Die Erlösung“ nicht unbedingt wohlwollend von der Fangemeinde aufgenommen wurde, schien der Grund für das Misslingen der bereits vierten Ausformung des „Terminator“-Franchise natürlich schnell erkannt: Arnold Schwarzenegger („The Last Stand“) musste wieder zurück! Und zwar nicht nur als mäßig getrickstes Digitalisat, sondern als Old-School-Haudegen aus Fleisch, Muskeln und Blut. Mit „Terminator: Genisys“ sollte dieser Anforderung an die ikonische Filmreihe nun Folge geleistet werden und Mr. Universum darf sich erneut in einer seiner markantesten Rollen beweisen: Dem T-800! Dass „Terminator: Genisys“ qualitativ aber nicht an die von James Cameron („
Avatar - Aufbruch nach Pandora“) in Szene gegossenen Klassiker von 1984 und 1991 heranreichen wird, lässt sich wohl schon an der Akquirierung des Auftragsregisseurs Alan Taylor („
Thor – The Dark Kingdom“) festmachen. Nicht, dass Taylor ein inkompetenter Söldner wäre, allein sein Ausflug in Marvel-Cinematic-Universe präsentierte sich als Mordsgaudi. Doch für eine „Terminator“-Episode verlangt es dann schon etwas mehr an künstlerischer Strahlkraft.
Alan Taylor ist ein Filmemacher ohne erkennbare Handschrift, seine
Werke artikulieren sich letzten Endes in der geschmacksneutralen Sprache der Beliebigkeit – und wie prophezeit stellt auch sein „Terminator: Genisys“ dort (leider) keine Ausnahme dar. Für den fünften Teil des Franchise wiegt dieser Umstand ganz besonders schwer, versucht sich der Film doch krampfhaft an die Meisterwerke „Terminator“ und „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ zu binden, um diesen in voller Demut die Ehre zu erweisen, während die Existenz von „
Terminator 3 - Rebellion der Maschinen“ geflissentlich ignoriert wird. Was dem Drehbuch um Autorengespann Laeta Kalogridis und Patrick Lussier allerdings schmerzlich abgeht, ist das Wissen darum, dass ein Zitat niemals gleichbedeutend mit dem Internalisieren des Urgeistes der Reihe ist: Was war „
Terminator“ doch für eine nachtschwarze Explosion freigeschlagener paranoider Ängste; welch durch und durch emotionaler Existenzialismus trieb den über gut 150 Minuten formidabel geölten (Narrativ-)Motor von „
Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ bis zum Gänsehautfinale an.
„Terminator: Genisys“ versucht jene bisweilen sentimentalen Erinnerungen an diese kinematografischen Sternstunden aufleben zu lassen und konfrontiert uns in der ersten halben Stunde deshalb folgerichtig auch mit dem Beginn des Erstlings, um zu veranschaulichen, wie es dazu kam, dass der T-800 einst von Syknet auf die Erde entsandt wurde, um Sarah Connor zu terminieren. „Terminator: Genisys“ emuliert dabei gezielt ganze Szenenabläufe von „Terminator“, nicht nur die Begegnung des T-800 mit einigen krawalllustigen Punks, sondern natürlich auch das Auftauchen von Kyle Reese (Jai Courtney, „Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben“), der hier von John Connor in die Vergangenheit geschickt wird, um den Killercyborg in seiner Programmierung zu stoppen. In „Terminator: Genisys“ zeigt sich der allgemeine Kanon dem Aspekt der „alternativen Zeitschiene“ hörig - und genau deswegen trifft der böse T-800 auch auf seinen gutes Ebenbild: Der handfeste Kampf zwischen dem inzwischen graumelierten Arnold Schwarzenegger und seinem digitalen Surrogat kann sich da natürlich nur als reinrassiger Fan Service verstehen lassen.
Diesen Eindruck erweckt „Terminator: Genisys“ durchgehend. Eigentlich möchte er doch nur der Anhängerschaft des Franchise zwei schöne Stunde bereiten, verzettelt sich aber so dermaßen krude in seinen verkomplizierten Zeitparadoxien, dass sich primär die klaffende erzählerische Konfusion des Filmes unübersehbar an die Oberfläche bohrt: Eigentlich weiß „Terminator: Genisys“ selbst nie so genau, wo ihm gerade der Kopf steht, und wenn die Helden auf ihr vergangenes respektive zukünftiges Ich treffen, dann nutzt der Film diese Begegnungen vor allem viel zu gerne als ein schlechtes Argument dafür, protzige CGI-Action vom Zaun zu brechen, weil man sich wohl im Klaren darüber war, das Geschehen kaum adäquat über den Dialog weiterzuentwickeln zu können. Nein, „Terminator: Genisys“ ist mit Sicherheit kein guter Film geworden, stattdessen zeigt sich Alan Taylor verantwortlich für einen Blockbuster, der sich in der unorganisierten Verkapselung seiner Zeitschienen nach und nach selbst aufreibt. Da juckt es dann auch gar nicht mehr, dass auch John Connor das Schicksal nicht erspart bleibt, durch die Unterstützung von Nanotechnik zum magnetbasierenden T-3000 zu mutieren.
Aber auch wenn „Terminator: Genisys“ auf vielen Ebenen das Talent fehlt, seine Geschichte wenigstens halbwegs geregelt umzusetzen, kann man sich als Freund der Reihe doch nicht dagegen erwehren, dem abenteuerlichen Hickhack zwischen Ironie und Nostalgie bis zu einem gewissen Grad nicht auf den Leim zu gehen: Wie gerne würde „Terminator: Genisys“ doch die ehernen Tugenden von James-Camerons-Inszenierungskunst hochhalten und das Herz, anstatt das Erzeugnis des Hochleistungscomputers rühmen. Der kontemporäre Kinousus aber verlangt nach aufgeblasenen Money Shots, was auf Dauer selbstverständlich nicht nur regelrechte Erschöpfungserscheinungen nach sich zieht, sondern auch die Aushebelung eines plastischen Charakterfokus, der Sarah Connor (Emilia Clarke, „Game of Thrones“), Kyle Reese und dem T-800, den Sarah hier übrigens ganz familiär (aber auch irgendwie lachhaft) „Pops“ nennt, zu vitalen Persönlichkeiten formt, deren Widerstand gegen die Unterdrückung man sich mit voller entflammter Leidenschaft anschließt. „Terminator: Genisys“ mag sich ab und zu hingebungsvoll den Meilensteinen des Franchise offenbaren, doch hier obsiegt die Synthetik und damit auch die Kälte.
Cover & Szenenbilder: © 2015 Skydance Productions.