Eine traurige Erkenntnis vorweg: es scheinen Hollywood heuer die Ideen für witzigen Filmstoff auszugehen. Die letzten Großproduktionen wie “
Der Ja-Sager“ mit Jim Carrey sowie die letzte Gemeinheit aus den Federn der Farrelly-Brüdern "
Nach 7 Tagen - Ausgeflittert" mit Ben Stiller in der Hauptrolle sind repräsentative Beispiele dafür, dass selbst alte Hasen im Geschäft, deren Filmkarrieren in Hollywood überdrehte Komödien geebnet haben, statt Originalität und Einfallsreichtum eher mit seichtem Witz und langweiligem, risikofreiem Konzept auffahren.
Was “
Die etwas anderen Cops“ mit den beiden oben genannten Filmen gemeinsam hat ist das Bauen auf klischeehaften, bereits tot gefahrenen Konventionen und komplett ausgeschlachteten Klischees.
Die Handlung verspricht in der Exposition zunächst einmal viel Potential: In New York sorgt das Wirken und Untreiben von zwei Polizei-Helden für große Furore. Danson (Dwayne “The Rock“ Johnson) und Highsmith (Samuel L. Jackson) klemmen sich mit Hingabe und ohne Rücksicht auf Verluste und Sachschaden hinter die bösen Jungs und bringen am Schluss der Verfolgungen auch jeden Kleinkriminellen hinter Gitter. Der Sachschaden geht in die Millionenhöhe, wenn die halbe Stadt nach verrichteter Arbeit verwüstet ist und ein mehrere Dutzende Autos und teure Glasgebäude in Flammen aufgehen. Doch ihr Heldenstatus macht sie immun und unangreifbar für die wütenden Politiker und Vorgesetzten. Regisseur Adam McKay zeigt mit dem Intro und der Inszenierung des Helden-Alltags der zwei kernigen Superstars wirklich viel Talent für Schnelligkeit, Witz und lakonischen Witz. Die ersten 20 Minuten zeigt eine würdige Persiflage auf das bekannteste Cop-Team der amerikanischen Filmgeschichte Riggs & Murtaugh aus der “
Lethal Weapon“-Reihe.
Anders als die idealistischen und unkorrumpierbaren Helden Riggs/Murthaugh sind die gefeierten Helden Danson/Highsmith am Ende des Arbeitstages jedoch übertriebene Machos und über alle Maßen eingebildet – deren Arroganz zeigt sich am deutlichsten gegenüber deren Pendants Allen Gamble (Will Ferell) und Terry Hoitz (Mark Wahlberg). Die auffallendsten Handycaps der zwei ungleichen Cops (Feigheit bei Bürohengsten Gamble und das Pech des Draufgängers Hoitz, einen VIP des Basketballs angeschossen zu haben) haben sie hinter den Schreibtisch verbannt und undurchschaubare Bürokratie zu ihrem täglich Brot gemacht.
Doch wo hier der Anfang gut gelungen ist und die Prämisse sehr interessant erscheint, wurde auch die ganze Kreativität verschossen. Nach Verscheiden der beiden Halbgötter (genial gespielt von Johnson & Jackson) müssen die klaffenden Lücken des Ex-Heldenduos gefüllt werden und Gamble und Hoitz wittern eine einmalige Chance.
Es müssen dafür einige Hürden überwunden werden: die völlig unkompatiblen Loser müssen erst einmal lernen zusammen zu arbeiten, ein Konkurrenzteam ausstechen, den spottenden Polizei-Kollegen des Reviers zeigen, dass sie doch noch etwas drauf haben, den skeptischen und in die Jahre gekommenen Chef (wie immer ein selbstironisch-lässiger Michael Keaton als Captain Gene Mauch) von ihren Fähigkeiten überzeugen und ein millionenhohes Kapitalverbrechen aufdecken.
Und natürlich werden bei dieser anspruchsvollen Mission alle denkbaren Fehler von Seiten des Loser-Teams begangen, natürlich tappen alle anderen im Dunkeln, selbstverständlich stecken hinter dem Großverbrechen korrupte Politiker, FBI-Agenten und die hochrangigsten Abgeordneten der Polizei. Der Plot wird zur Nebensache und stattdessen schlachtet der Film einen Gag dem anderen aus, meist im Kontext der Situationskomik.
Es finden sich damit einige wenigen Szenen, die man als witzig (jedoch nicht unbedingt Tränen in die Augen treibend) nennen kann. Wenn zum Beispiel der amtsmüde Captain Mauch dem unfähigen Will Ferell für seine Inkompetenz und Idiotie in den polizeilichen Ermittlungen die Waffe entzieht und ihm statt dessen eine aus Holz geschnitzte Pistole in die Hände drückt; wenn zwischen den beiden Protagonisten sich eine homoerotische Spannung entwickelt; dass den beiden Losern nach jedem Ausrauben, Abschieben und Entführung die Schuhe gestohlen werden und zuletzt der von Steve Coogan genial verkörperte Großverbrecher und Finanzenmogul David Ershon gehört zu den wenigen Highlights.
Das Problem dabei ist, dass die tausend anderen lahmen Gags, die nicht nur offensichtliche Klischees bedienen, sondern diese auch noch immer und immer wieder recyclen, die wenigen gelungenen Komik-Ideen erdrücken. Ein weiteres Problemfeld ist auch das dünne Konzept von Regisseur und Drehbuchautor McKay, die übertriebenen Actionszenen pauschalisiert mit schnell dargebotener Situationskomik abzuwechseln. Da hilft auch das 90 Millionen hohe Budget nicht (hauptsächlich verwendet für die zugegeben witzige minutenlange Anfangsjagd und den dagegen unnötigen CGI-lastigen Showdown zum Schluss). Leider langweilt McKay zuerst durch Wiederholung von lahmen Gags, ärgert den Zuschauer mit oberflächlichen, stupid handelnden Charakteren und entschließt sich dann doch noch, jedoch bereits viel zu spät, den Plot mit einer Hintergrundgeschichte seiner Hauptcharaktere anzureichern. Das hat nur zur Folge, dass die gähnend langweilige Handlung nun fast zwei scheinbar endlos dauernde Stunden ertragen werden muss.
Am Schluss ist “Die etwas anderen Cops“ eine Enttäuschung auf ganzer Linie und trägt im besten Fall zur Erkenntnis bei warum Hollywood auf alle Maße sprengende Budgets für Special Effects und 3D-Technik ausgibt: die Antwort ist, es fällt den Amerikanern im Jahre 2010 einfach keine wirklich witzige, originelle Geschichte ein. Ausnahmen wie “Kick-Ass“ bestätigen natürlich die traurige Regel.
Das Jahr 2009 stand was Komödie anbelangt mit “The Hangover“, Rob Schneiders Gefängnis-Survial-Kung-Fu-Persiflage “Big Stan“ und Adam Sandlers Überraschungshit “Leg dich nicht an mit Zohan“ dagegen unter einem besseren Stern.