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Casinos im Film

Hollywood ist eine Glamourwelt: Stars und Sternchen versuchen ihr Glück in der großen weiten Filmwelt. Castings und Dreharbeiten sind genauso ein Glücksspiel wie der Aufstieg zum Filmstar, das Verdienen des Lebensunterhalts als Nebendarsteller, oder das Versumpfen in Statistenrollen. Doch hinter der glamourösen Fassade der schillernden Filmwelt regiert natürlich das knallharte Business: Millionen von Dollar werden transferiert, die Maschinerie läuft wie geschmiert, und wehe es zwickt mal im Getriebe hinter der Fassade – wie etwa im Autorenstreik von 2007/08. Die Welt des Glücksspiels und vor allem die der großen Casinos verhält sich ähnlich. Hinter all dem Glitzer verbergen sich minutiös durchgeplante Unternehmen; das Glück wagt sich manchmal auf die Seite der Spieler, die großen Finanzen bleiben aber im Casino. Ein eigener kleiner Kosmos mit Schattenseiten, und deshalb ideales Futter für Film- und Fernsehschaffende.

Interessanterweise scheint es häufig eine Zweiteilung zwischen modernen Filmen und TV-Serien zu geben im Hinblick darauf, wie diese sich dem Casino bzw. dem Glücksspiel bedienen. In TV-Serien, hier vor allem Sitcoms, behalten die Spielhöllen ihren Zauber und ihren Glamour: what happens in Vegas, stays in Vegas. Und wenn man schon mal in Las Vegas ist, kann man ja auch gleich heiraten oder zumindest über die Hochzeit nachdenken - „Friends“ und „How I met your Mother“ machen es vor. Die Protagonisten brechen also aus ihrem Alltag aus, wagen das Glück im Spiel und gerne auch in der Liebe – das Casino wird zur Unterbrechung des Trotts, zum Hollywood des kleinen Mannes und Otto-Normal-Bürger. Dass das Glücksspiel an sich hier natürlich (komödiantisch) übersteigert wird, ist dabei ebenso klar wie dass in solchen Serien sicherlich kein oder kaum Platz für kritische Untertöne oder die Schattenseiten der Angelegenheit sind.

Obwohl in den letzten Jahren das Pokerspiel besonders in der Texas Hold'em Variante unglaublich in der Popularität zugelegt hat (wer hätte schon gedacht, dass Pokerturniere regelmäßig auf Sportsendern übertragen werden?), scheinen die Filmschaffenden aus diesem Thema eher wenig zu machen. Vielleicht mag das an den nicht ganz unkomplizierten Regeln liegen; dass aber ein Kartenspiel durchaus einen Film tragen kann, zeigte im Jahr 2008 der  Film „21“, der Black Jack als Basis nimmt und die wahre Geschichte einer Gruppe von Collegestudenten erzählt, die mit Taktik und Mathematik sich in Casinos eine goldene Nase verdienen. Dabei interessiert sich der Film im weiteren Verlauf zwar weniger für das Spiel an sich, ist aber dennoch eine Erwähnung wert, da er eben einer der wenigen Filme ist, die ein Glücksspiel wirklich als Aufhänger nehmen und quasi durchgehend behalten, ohne nur eine einzelne Kartenspielszene einzubauen wie etwa viele Italo-Western oder natürlich James Bond Filme, der ja regelmäßig in Casinos eine Runde zockte um anschließend eine Frau aufzureißen.

Die Verflechtungen der Mafiosi mit der Welt der Spielbanken ist ebenso ein Thema vieler Filme: schon im Titel „Casino“ nennt Martin Scorsese in seinem dritten Mafiafilm den Schauplatz der Verfilmung historischer Begebenheiten im Las Vegas der 80er Jahre. Auf kleinerem Level und mit weniger italienischem Einschlag hat natürlich auch der Fels in der Brandung Dwayne „The Rock“ Johnson mit der kriminellen Seite im Casino-Business seine Erfahrungen sammeln dürfen. Nicht Robert DeNiro oder Joe Pesci sind hier die Bösen, sondern vielmehr lässt Neal McDonough zuerst das uramerikanische, örtliche Sägewerk schließen, zieht dann einen Spieltempel hoch, geht beim freundschaftlichen Footballspiel äußerst ruppig zu Gange und lässt die Dorfschönheit und Jugendfreundin von The Rock als  Stripperin tanzen – und als wäre das nicht schon genug an dummen Ideen (wir reden hier immerhin von einem 120 Kilo schweren, fast 2 Meter großen Samoaner!) bescheißen seine Croupiers auch noch The Rock und seine Freunde und lassen sich dabei erwischen. Entsprechend ergeht es ihm dann auch im Finale.

Dass aber Karten- und Roulettespiele auch als gezielt einzusetzende Spannungselemente taugen, bewiesen auch Dario Argento in dem sonst sehr problembehafteten „The Card Player“ (den die Pokersequenzen aber auch nicht unbedingt retten), oder natürlich noch viel berühmter: Michael Cimino mit seinem oscarprämierten „Die durch die  Hölle gehen“, in dem sich Christopher Walken mit Roulette auf unerwünschte Weise auseinandersetzen darf. (auf http://www.rouletteonlinespielen.org/ findet man mehr zum Thema online Roulette) Eine Szene die zum Kult wurde und Christopher Walken weltberühmt machte. Ähnlich blutige Endergebnisse im Zusammenhang mit „Glücksspielen“ präsentiert auch die Saw-Reihe um den Killer Jigsaw, deren Glücksfaktor und „faire“ Chancen aber im Verlauf der  Filme zugunsten Blut und Gedärmen aufgegeben werden. Ebenso verpasste Chancen des Sujets finden sich im hochgelobten „The Dark Knight“ von Christopher Nolan, in dem aus dem Münzwurf-Gimmick von Twoface auch nicht wirklich viel gemacht wird, bzw. das Potential davon nicht ansatzweise ausgeschöpft wird.

Wie man es auch dreht und wendet: die Welt der Casinos, die Spannung des Pokerspiels, die mathematischen Möglichkeiten von Black Jack und der Glücksfaktor des Roulettes bleiben ein äußerst lohnenswerte Themengebiet um es filmisch zu beackern – sei es auf eher realistische und dramatische Weise, sei es auf historische Weise, oder eben als Hintergrundszenario für komödiantischen Eskapismus ala „Hangover“. Nur eines sollte man niemals vergessen: leg dich als Casinobetreiber niemals nicht mit einem samoanischen Schrank und seinem Kantholz an!

mannbeisstfilm.de
 

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